Management aus Sicht der Geflügeltierärztin

Mag. Beate Katharina Schuller, VETWorks Seitenstetten - Leitung Geflügel
Je tierfreundlicher Haltungsformen werden, je mehr Verhaltensweisen wir dem Geflügel auszuleben zugestehen, desto intensiver ist die TierhalterIn gefordert, sich ausgestattet mit gutem theoretischen Wissen mit den Tieren zu befassen und kleinste Veränderungen wahrzunehmen.

„Ein gutes Herdenmanagement ist das A&O in der Geflügelhaltung”

Umso mehr Wissen TierbetreuerInnen besitzen, umso rascher Signale registriert und zugeordnet werden, umso schneller können Regulierungsmaßnahmen gesetzt oder Vorbeugestrategien entwickelt und umgesetzt werden. Das Werkzeug aus der Trickkiste, das diese beschriebene zielgerichtete Handlungsweise der Planung und Organisation und Kontrolle beschreibt, nennen wir Herdenmanagement.

In einem Geflügelbetrieb verstehen wir darunter unter anderem Grundvoraussetzungen wie eine plan- mäßige Reinigung und Desinfektion der Stallungen, Personalhygiene und Biosecurity um die Gefahr einer Ein- und Verschleppung von Erregern in die Herde zu verringern. Besonders erwähnenswert ist hier zum einen eine konsequente Personalhygiene der regulären TierbetreuerInnen. Eigene Stallkleidung, Überschuhe, Händewaschen und eine extra Kopfbedeckung sollten Fixpunkte vorm Betreten des Stalles darstellen. Es gilt: Einmal schnell mit den Straßenschuhen in den Stall zurückgelaufen, macht den ganzen Personalhygieneplan zunichte! Zum anderen stellen BeraterInnen, Kontrollorgane oder TierärztInnen, die von Betrieb zu Betrieb unterwegs sind eine nicht unwesentliche Gefahr für die Biosicherheit dar. Professionisten tragen dem durch Verwendung von Einmalkleidung, die am Betrieb verbleibt, regelmäßiger Fahrzeugdesinfektion und einer strategisch geplanten Reiseroute Rechnung.


Mag. Beate Katharina Schuller legt viel Wert auf die passende Beratung am Betrieb

Hygienemaßnahmen – auch für Besucher

Zusätzlich ist es unerlässlich, dass auch BetriebsführerInnen ein Augenmerk auf BesucherInnenverhalten legen. Erfahrungsgemäß sind es häufig branchenfremde Personen, die sich des hohen Biosicherheitsstandards auf Geflügelbetrieben nicht bewusst sind und dementsprechend auf Hygienemaßnahmen hingewiesen werden sollten! Besonders am Herzen liegt mir hier auch die Personalhygiene des Fang- und Verladetrupps. In der Praxis wird die manchmal sehr legere Auslegung der Sicherheitsmaßnahmen (wie die Benutzung von betriebseigener Kleidung oder Überschuhen) auf die bevorstehende Ausstallung geschoben. Doch auch, wenn diese Herde ausgestallt und die Stallgebäude im Anschluss gereinigt und desinfiziert werden, so können Keime wie beispielsweise Salmonellen eingetragen werden und sich trotz nachfolgender Maßnahmen am Betrieb etablieren.

Schädlinge als Krankheitsüberträger

BesucherInnen anderer Art können ungebetene Gäste wie Schadnager, Ekto- oder Endoparasiten sein. Diese schädigen auf der einen Seite das Geflügel direkt, auf der anderen Seite können sie als Vektor für Erreger dienen. Wir wissen, dass sich Ratten mit Salmonellen infizieren können und diese als blinde Passagiere natürlich auch in einen Bestand eintragen können. Histomonaden, die Erreger der Schwarzkopfkrankheit können den Blinddarmwurm des Geflügels als Taxi nutzen um in ihren Wirt zu gelangen. Salmonellen können beispielsweise auch die rote Vogelmilbe als Verbreitungsmöglichkeit nutzen um sich im Stall zu verteilen. Daher muss ein Part des Herdenmanagements sich der Verhinderung oder deutlichen Reduzierung dieser ungebetenen Gäste widmen. Wichtige Elemente sind in diesem Bereich bauliche Maßnahmen, kontinuierliches Monitoring und geeignete Bekämpfungsmaßnahmen.

„Vorabinformationen über die einzustallenden. Junghennen sind die Grundvoraussetzung für ein gutes Einstallmanagement am Betrieb.”

Einstallmanagement bei Junghennen

Ein anderer Aspekt des Herdenmanagements, der mir als Betreuungstierärztin sehr wichtig ist, liegt im Einstallmanagement der Junghennen. Für den Legebetrieb sind frühzeitige Informationen über die einzustallenden Junghennen äußerst wertvoll. Das Wissen über die Gewichtsentwicklung und die aktuelle Körperkondition ermöglicht dem Legehennenbetrieb ein individuell angepasstes Fütterungsregime und Lichtprogramm einzusetzen um die weitere körperliche Entwicklung und Geschlechtsreife der Tiere optimal zu beeinflussen. Idealerweise wird auch das Herdenverhalten und der Zustand des Federkleides kommuniziert. Dies ermöglicht der LegehennenhalterIn von Beginn an eine geeignete Beleuchtung und unterstützende Futtermittel einzusetzen. Darüber hinaus ist ein Wissen über etwaige Krankheiten, Impfungen und Behandlungen für den nachfolgenden Tierhalter und die Betreuungstierärztin essenziell. Zusammengefasst würde ich mir einen qualitativ hochwertigen durchgängigen und aktiven Informationsfluss beginnend von der Elterntierherde zur Brüterei, weiter zum Aufzucht- betrieb Richtung Legebetrieb und letztlich auch vom Schlachtbetrieb und zurück wünschen.

Betriebsindividuelle Konzepte

Als BetriebsführerIn lade ich Sie ein, sich mit den viele Aspekten eines guten Herdenmanage- ments gezielt auseinander zu setzten. Das beginnt mit einer Arbeit am Schreibtisch, schließt Gespräche mit BerufskollegInnen und BeraterInnen mit ein und endet im Stall bei den Tieren. Idealerweise muss sich jeder Betrieb ein eigenes an die individuellen Bedürf- nisse angepasstes Konzept erarbeiten, das laufende an neue Situationen angepasst wird. Eine erfolgrei- che Durchführung muss alle am Betrieb arbeitenden Personen mit miteinschließen.. Zusätzlich runden eine laufende Erfolgskontrolle (z.B. Probenahmen, Bak Tupfer, Kotkontrollen,…) ein gutes Management ab und helfen anhand des Feedbacks den ursprüng- lichen Plan anzupassen. Ihre Betreuungstierärztin ist eine ausgebildete Expertin und steht Ihnen gerne mit Rat und Erfahrungen zur Stelle. Nutzen Sie die Erfahrungen und die Expertise!