Erfolgreicher Einsatz von Sojaschrot bei Schweinen

Erfolgreicher Einsatz von Sojaschrot bei Schweinen

Priv.-Doz. Dipl.-Ing. Dr. Karl Schedle Universität für Bodenkultur, Wien
Die Reduktion von Importabhängigkeiten sowie der Wunsch nach gentechnikfreien Fütterungsstrategien haben Versuche zur Erhöhung des Selbstversorgungsgrades mit Sojaschrot- alternativen angeregt. Aus Sicht der Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung sollten vor allem jene Eiweißfuttermittel zum Einsatz kommen, die nicht oder nur gering in Nahrungs- konkurrenz zum Menschen stehen.

„In einer dem Nährstoffbedarf entsprechenden Ration spielt neben dem Lysin:Energie Verhältnis die Relation der verschiedenen essentiellen Aminosäuren zur erst­limitierenden Aminosäure Lysin eine entscheidende Rolle.“

Nährstoffgehalte und Verdaulichkeiten der Eiweißalternativen berücksichtigen

Das Futterprotein stellt normalerweise den Haupt­ kostenfaktor der Futterration dar. Eine Proteinabsen­ kung sowie die Wahl von ökonomisch interessanten Eiweißkomponenten, kann somit auch entscheidend die Höhe des Deckungsbeitrages beeinflussen. Um Eiweißalternativen in hohen Anteilen erfolgreich ein­ setzen zu können, müssen jedoch einige Grundregeln beachtet werden. In einer dem Nährstoffbedarf ent­ sprechenden Ration spielt neben dem Lysin­Energie Verhältnis die Relation der verschiedenen essentiel­ len Aminosäuren zur erstlimitierenden Aminosäure Lysin eine entscheidende Rolle. Wird die optimale Relation der essentiellen Aminosäuren (Lysin, Methionin, Threonin, Tryptophan, Valin) bei einem Austausch der Eiweißkomponenten (z.B. Soja vs. Eiweißalternativen) oder bei einer Reduzierung des Proteingehaltes im Futter beibehalten, steht grund­ sätzlich auch bei niedrigem Futterproteingehalt hohen Leistungen nichts im Wege. Auch die oft schlechtere Verdaulichkeit der Aminosäuren diverser Eiweiß­ alternativen muss bei deren erfolgreichen Einsatz in der Rationsberechnung berücksichtigt werden.

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Je nach Ansprüchen stehen unterschiedliche Basisaus- stattungs- und Aminosäuremodule sowie Zusatzpakete zur Verfügung, um maßgeschneiderte Mineralfutter- lösungen für den Schweinemäster bieten zu können. Besonders beim Einsatz von alternativen Eiweißquel- len und Nebenprodukten wird eine Abstimmung des Mineralfutters empfohlen, um die Leistung zu erhalten.

Heimische Eiweißalternativen

Neben Leguminosen zählen vor allem die Nebenprodukte der Öl- oder Bioethanolerzeugung zu den Sojaalternativen. Eine mögliche Limitierung beim Einsatz solcher pflanzlicher Proteinquellen stellen deren sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe und Nicht-Stärke-Polysaccharide dar. Leguminosen und Ölsaaten können eine Vielzahl dieser sekundären Pflanzeninhaltsstoffe enthalten, die unter anderem Leistung als auch Gesundheit der Nutztiere negativ beeinflussen können. Mittels züchterischer Maßnahmen wurden viele dieser antinutritiven Stoffe minimiert.

Rapsextraktionsschrot

Vor allem Raps- aber auch Sonnenblumenextraktionsschrot besitzen die Fähigkeit Soja in Rationen für Schweine zu reduzieren bzw. zu verdrängen. Rapsschrot liefert im Vergleich zum Sojaschrot aufgrund des hohen Fasergehaltes um ein Viertel weniger Protein und umsetzbare Energie (ME), sowie eine geringere Aminosäureverdaulichkeit. Auch der Gehalt an sekundären Pflanzeninhaltsstoffen spielt eine entscheidende Rolle über die Höhe der möglichen Einsatzmenge von Rapsschrot. Deshalb sollten 00-Sorten für die Erzeugung von Schrot oder Kuchen verwendet werden.

„Neben Leguminosen zählen vor allem die Nebenprodukte der Öl- oder Bioethanolerzeugung zu den Sojaalternativen.”

Sonnenblumenextraktionsschrot

Beim Sonnenblumenextraktionsschrot wiederum, kann zwischen geschälter, teilentschälter oder ungeschälter Saat unterschieden werden. Der unterschiedliche Schalenanteil führt zu beträchtlichen Unterschieden im Protein und Energiegehalt. Der niedrige Lysingehalt im Protein, sowie dessen im Vergleich zum Sojaschrot schlechtere Verdaulichkeit verursacht überdies bei hohen Einsatzmengen in getreidereichen Rationen einen beachtlichen Supplementationsbedarf an Lysin, um so eine bedarfsgerechte Versorgung dieser essentiellen Aminosäure sicherzustellen.

„Die Nutzung von Grünlandflächen bietet den Vorteil einer Eiweißalternative ohne starke Flächenkonkurrenz zu anderen Ackerkulturen.”

Trockenschlempe

Schlempen in getrockneter Form auch als „dis­ tillers dried grains with solubles“ (DDGS) bezeichnet, weisen einen niedrigen Lysingehalt im Rohprotein, sowie eine geringere Verdaulichkeit des Lysins, auf. Die Folge sind wie beim Sonnenblumenextraktionsschrot bei hohen Einsatzmengen ein erhöhter Supplementa­ tionsbedarf an Lysin. Aufgrund des hohen Gehaltes an verdaulichen Phosphor und Natrium im DDGS, müssten auch bei diesen Mengenelementen Adaptionen an der Mineralstoffmischung vorgenommen werden.
Neben DDGS, Raps­ und Sonnenblumenschrot können auch andere Ölsaaten, Leguminosen oder Nebenprodukte als Proteinfuttermittel in der Schweinefütterung wie z.B. Wicken, Leinprodukte, aber auch der immer mehr verbreitete Kürbiskern­ kuchen, Verwendung finden.

Tierische Proteinquellen

Die Gruppe der tierischen Proteinquellen zeichnen sich durch die meist sehr hohen Protein­ gehalte und günstige Aminosäurezusammensetzung aus. Aufgrund des hohen Preises, sowie der futter­ mittelrechtlichen Situation in Österreich, dürfte für diese Proteinquellen in der Schweinefütterung jedoch nur ein Nischendasein vorgesehen sein.

Eiweiß aus Grünlandbiomasse

Das Potential von Biomasse aus Grünland als Proteinlieferant für Schweine wurde bisher kaum genutzt. Der Grund liegt in der Umschließung des oftmals hochwertigen Eiweißes mit Faser, was zu einem Verdaulichkeitsrückgang führt. Ernten zu einen früheren Vegetationszeitpunkt (= geringere Fasergehalt) mit einer entsprechende Futteraufbe­ reitung (z.B. Silierung), könnten jedoch die Nähr­ stoff­/Aminosäureverdaulichkeit verbessern und somit die Ressourceneffizienz erhöhen. Eine weitere Möglichkeit das enthaltene Eiweiß für Schweine nutzbar zu machen, stellt das Auspressen des Pflan­ zensaftes und Extraktion des enthaltenen Proteins dar. Das Aminosäuremuster des Blattproteinkonzen­ trates wird überwiegend als sehr gut, ähnlich dem Sojaprotein, bewertet. Die Nutzung von Grünlandflä­ chen bietet den Vorteil einer Eiweißalternative ohne starke Flächenkonkurrenz zu anderen Ackerkultu­ ren. Im Vergleich zum Proteinertrag konventioneller Ackerfrüchte, liefert die aufwändige Extraktion aus Grünlandbiomasse jedoch geringe Proteinausbeuten. Für eine Nutzung als Eiweißfuttermittel besteht aber noch Forschungsbedarf.

Fazit

Den meisten Alternativen zum Sojaschrot sei grundsätzlich gemeinsam, dass sie vor allem beim Rohproteingehalt und somit auch beim Gehalt an Aminosäuren bzw. deren Verdaulichkeit mehr oder weniger starken Schwankungen unterliegen können. Dies sollte vor allem bei hohen Einsatzmengen in der Rationsberechnung berücksichtigt werden. Abschließend sei zu sagen, dass über die Verwen­ dung von Eiweißalternativen neben der Verfügbarkeit vor allem der Preis des Futtermittels die tragende Rolle spielt.