Wurmalarm im Schweinestall

Wurmalarm im Schweinestall

Dr. Nikolaus Böhm - Dipl. Tierarzt
Eine erfolgreiche und rentable Schweinemast wird von einer Vielzahl an Faktoren beeinflusst und gefährdet: ein alter Bekannter und oftmals unterschätzter Gegner ist der Schweinespulwurm (lat. Ascaris suum).

Sie kennzeichnen sich durch ihren spindelförmigen Körper mit spitz zulaufenden Enden. Weibliche Tiere werden 20 – 30 cm lang, Männchen deutlich kleiner. Die ausgewachsenen Tiere leben im Dünndarm von Schweinen.
Weibchen legen bis zu 200.000 Eier pro Tag. Diese gelangen mit dem Kot in die Stallumgebung, wo sie sich innerhalb von 4 Wochen zu infektiösen Larven entwickeln. Die Eier sind dickschalig und sehr robust gegenüber Umwelteinflüssen und bleiben monatelang infektiös. Werden die Larven von Schweinen aufgenommen, so schlüpfen sie im Dünndarm aus den Schalen, bohren sich durch die Darmwand, gelangen in die Leber, wo sie im Gewebe wandern und dann über Blutgefäße in die Lunge gespült werden. Von dort kommen sie über die Luftröhre und den Kehlkopf abermals in den Dünndarm und wachsen zu Spulwürmern heran. Diese Körperwanderung bleibt nicht ohne Folgen! Auf der Leber bleiben weiße Flecken zurück („milk spots“), welche bei der Fleischuntersuchung erkannt werden und zum Verwerfen der Leber führen. Die Wanderung durch die Lunge führt zu Husten und kann den Boden für Lungenentzündungen bereiten. Schließlich bedeutet ein Massenbefall im Darm massive Verdauungsprobleme und kann in einer Verlängerung der Mastdauer um bis zu 14 Tage und verschlechterter Futterverwertung resultieren. Noch immer werden am Schlachthof durch die Fleischuntersuchungstierärztinnen und -tierärzte bei manchen Mastpartien bis zu 100 % der Lebern als für den menschlichen Genuss als untauglich beurteilt und verworfen.

Die wesentlichen Punkte in der Vorbeugung und Bekämpfung

Rein/Raus: der Maststall muss nach jedem Durchgang perfekt gereinigt werden. Eine Desinfektion, welche auch die Spulwurmeier vernichtet, ist aufwendig. Es konnte aber gezeigt werden, dass eine gründliche Reinigung mit Verwendung von Reinigungsmitteln oder Hochtemperatur-Dampfstrahlern sehr gute Effekte erzielt.

„Werden Läufer
aus gemischten
Herkünften eingestellt,
kann eine
Entwurmung am
Anfang der Mast
sinnvoll sein.”

Einstallung von entwurmten Ferkeln:
werden die Mastläufer in der Ferkelaufzucht rechtzeitig entwurmt (etwa 8. LW), kommen nahezu wurmfreie Tiere in den Maststall. Wenn Läufer aus gemischten Herkünften eingestellt werden, kann eine Entwurmung
am Anfang der Mast sinnvoll sein. Kann man die Größe des Problems im eigenen Betrieb abschätzen? Ja! In den Rückmeldungen der Gesundheitsdaten, die am Schlachthof erhoben werden, findet man den Punkt „Milk spots“.
Werden von einer Mastpartie mehr als 30 % der Lebern aus diesem Grund verworfen, besteht ein starker Befall der Tiere, verbunden mit einer möglichen Gefährdung des Masterfolgs. In diesem Fall bitte unbedingt bei nächster Gelegenheit mit Ihrem Betreuungstierärztin/-tierarzt über Maßnahmen sprechen.