Risikofaktoren in der Fruchtbarkeitsarbeit

Dr. Elisabeth Hehenberger / Dr. Raphael Höller (Tierarztpraxis HöllerVET in Wallsee)
Die Fruchtbarkeit der Milchkuh zählt zu den am häufigsten diskutierten Themen und ist sehr wichtig für den wirtschaftlichen Erfolg eines Betriebes. Eine „gute“ Fruchtbarkeit beeinflusst die Herdeleistung, die Lebensleistung der Kühe sowie den Zuchtfortschritt und widerspiegelt die Haltung, Fütterung etc. sowie die Gesundheit der Kuh. Die Fruchtbarkeitsarbeit beginnt jedoch lange vor der Besamung und kann erarbeitet werden.

Die Fruchtbarkeit der Milchkuh zählt zu den am häufigsten diskutierten Themen und ist sehr wichtig für den wirtschaftlichen Erfolg eines Betriebes. Eine „gute“ Fruchtbarkeit beeinflusst die Herdeleistung, die Lebensleistung der Kühe sowie den Zuchtfortschritt und widerspiegelt die Haltung, Fütterung etc. sowie die Gesundheit der Kuh. Die Fruchtbarkeitsarbeit beginnt jedoch lange vor der Besamung und kann erarbeitet werden.

Betriebe mit ähnlichen Herdeleistungen haben oftmals sehr unterschiedliche Trächtigkeitsergebnisse. Woran kann das liegen? Arbeiten die Betriebe unterschiedlich konsequent oder unterschiedlich genau 356 Tage im Jahr?

Im Folgenden sollen einige Risikofaktoren in der Fruchtbarkeitsarbeit angesprochen werden, die einen Einfluss auf die Fruchtbarkeit haben können.

Trockenstehzeit

Die Trockenstehzeit ist gleichzeitig der Jahresurlaub für die Milchkuh. Davor müssen die Weichen gestellt werden, dass die Kühe nicht verfettet in die Trockenstehzeit gelangen. Die Kuh darf sich in der Trockenstehzeit erholen, insbesondere das Eutergewebe, und sie bereitet sich gleichzeitig für die nächste Laktation vor – somit ist die trockenstehende Kuh die wichtigste Kuh in Ihrem Betrieb. Der Pansen, die Klauen, der Stoffwechsel etc. der Kuh regenerieren sich. In dieser Phase müssen Sie als Landwirt genau arbeiten, insbesondere im Bereich der Fütterung (Kontrolle Futteraufnahme, beta-Carotin Versorgung, Versorgung mit Spurenelementen u.a. Selen und Vit. E, Mineralstoffe (Milchfieberprophylaxe), angepasster Energiegehalt), um eine problemlose Geburt ohne Krankstart in die Laktation zu erreichen. Stoffwechselstörungen bereits vor der Geburt in Form von Ketosen, die dann Nachgeburtsverhalten, Gebärmutterentzündungen oder Milchfieber verstärken können, müssen vermieden werden. Ausreichend Platz sollte für Ihre Kühe vorhanden sein (ideal ist eine eingestreute Liegefläche mit 12-15m2 an Platz, einer Fressplatzbreite von mind. 80 cm bzw. ein Tier: Fressplatz-Verhältnis von 1:1,5). Die Wasserversorgung spielt für die trockenstehenden Kühe eine wichtige Rolle, da für die Milchbildung auch Wasser notwendig ist und da die Futteraufnahme mit der Wasseraufnahme in Verbindung steht. Kontrollieren Sie Ihre Tränken und überdenken Sie, ob das Wasserangebot für Ihre Kühe reicht.

Geburt

Geburtshygiene ist sehr wichtig. Diese abgebildeten Utensilien sollten auf jedem Betrieb griffbereit und hygienisch einwandfrei vorhanden sein.

Mangelnde Hygiene führt immer zu Infektionen in der Gebärmutter, die nach der Geburt stinkende Ausflüsse zur Folge haben. Warmes Wasser, ein Desinfektionsmittel zum Reinigen der Schamlippen sowie Handschuhe sind dabei ein Muss (siehe Abbildung 1). Ein Abkalbebereich, wo sich die Kuh in der Gruppe von den anderen Kühen zurückziehen kann ist ideal, da der soziale Stress nicht zu unterschätzen ist und somit auch vermieden werden kann.

Laktationsstart

In den ersten Wochen nach der Geburt ist die Erkrankungshäufigkeit der Kühe oftmals erhöht. Milchfieber, Nachgeburtsverhalten, Euterentzündungen, Ketosen, Labmagenverlagerungen sind die Hauptprobleme in dieser Phase. Diese können im Folgenden die Fruchtbarkeit negativ beeinflussen, indem die Reinigung der Gebärmutter verzögert wird sowie die Eizellreifung durch Ketosen geschädigt wird. Eine Eizelle braucht ca. 70 Tage bis sie beim Eisprung freigesetzt wird. Daher wirken sich frühe (subklinische) Ketosen (in den ersten Wochen nach der Geburt) negativ auf die Fruchtbarkeit aus. Hierbei ist es sinnvoll den Energiestoffwechsel der Kuh zu überwachen (z.B. mit Bestimmung der Ketonkörper im Blut, Harn oder Milch). Die Herausforderung ist eine maximale Grundfutteraufnahme der Tiere zu erzielen. Futter muss am Futtertisch liegen (regelmäßiges Nachschieben, Animation der einzelnen Kuh zum Futtertisch zu gehen) und die Kühe dürfen nicht durch eine Lahmheit an Schmerzen leiden. Speziell bei hohen Umgebungstemperaturen (ab 25°C), was z.B. dieses Jahr im April 2018 bereits der Fall war, kann der Futterverzehr der Kühe schon zurückgehen.

Im Idealfall zeigen die Kühe innerhalb der ersten drei Wochen eine Brunst. In der konsequenten Fruchtbarkeitsarbeit sind Gebärmutterkontrollen sowie Zyklusansprachen in den ersten vier bis sechs Wochen notwendig, um Probleme (Gebärmutterentzündungen, Zysten, inaktive Eierstöcke) frühzeitig zu erkennen und zu therapieren. Eine weitere sinnvolle Maßnahme ist die frühe Feststellung einer nicht-trächtigen Kuh. Daher sollten frühe Trächtigkeitsuntersuchungen (ab Tag 25) durchgeführt werden. Trächtig heißt immer „derzeit trächtig“, Nachkontrollen der frühen positiven Trächtigkeitsuntersuchungen sind ab Tag 60 sinnvoll. Sollten Aborte stattfinden, ist der Tierarzt zu informieren, um etwaige Untersuchungen einzuleiten (Fetus/Kalb einsenden, Blut der Kuh untersuchen).

Besamung

Die KB sollte fachlich korrekt durchgeführt werden. Dabei sollte die Samenportion in 38°C warmen Wasser für 10 Sekunden aufgetaut werden und die Umgebungstemperatur bis zur Kuh konstant warm gehalten werden. Das Abschneiden des Samen-Röhrchens sollte mit einer gut schneidenden Schere, die hygienisch einwandfrei ist (dh nicht dreckig), durchgeführt werden. Beim Einführen der Besamungspistole in die Scheide darf auch kein „Mist“ in die Scheide eingebracht werden. Verletzungen, die zu kleinen Blutungen in der Scheide führen, sind zu vermeiden. Der Samen ist im Gebärmutterkörper abzulegen. Vom Besamungszeitpunkt her gesehen, hat die „Morgen-Abend“ Regel nach wie vor ihre Gültigkeit. Leider wird die Dauer der aktiven Brunstanzeichen kürzer, sodass oftmals Kühe in der Brunst übersehen werden. Die Aufmerksamkeit und Genauigkeit des Landwirtes und der ganzen Familie sowie das Wissen, welche Kühe genauer zu beobachten sind erleichtern auch die Erkennung beinaher stiller Brunsten. Natürlich können Brunsterkennungssysteme dabei unterstützen.

Die Fruchtbarkeitsarbeit ist komplex und ist für den Landwirt, Tierarzt und Fütterungsberater eine Herausforderung. Durch Zusammenarbeit und konsequente Berücksichtigung von Risikofaktoren kann eine „gute“ Fruchtbarkeit erarbeitet werden.