Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Zukunft hat die Entwicklung hochproduktiver Hybridrassen im Laufe der letzten fünf Jahrzehnte das Zuchtziel wesentlich geprägt. Der Fokus des Zuchtziels liegt auf der Steigerung der Legepersistenz im Gesamtkonzept „lange Lebensdauer“. Herausforderungen der Legepersistenz umfassen den Erhalt von Eiqualität, Gesundheit, Leistung und Wohlbefinden
der Tiere. Die Verwirklichung dieser Ziele erfordert ein nuanciertes Verständnis für die Reproduktions- und Ernährungsphysiologie (Abb. 1).

Abb. 1: Schematische Darstellung der komplexen Interaktion zwischen dem Wirtstier und seiner Darm-Mikrobiota, unter Einbeziehung der Umwelt- und Fütterungsfaktoren

Am Forschungsstandort in Tulln verfügen unsere Teams über eine breite Expertise, die sich unter anderem mit der Entwicklung von mykotoxindetoxifizierenden Enzymen, der Darmgesundheit und dem Mikrobiom sowie der statistischen Analyse und Datenverarbeitung beschäftigt. Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit unserer Expertenteams erlangen wir ein tiefgreifendes Verständnis für die Bedürfnisse dieser Tiere. Wir stellen den dsm-firmenich’s World Mycotoxin Survey bereit – einen jährlichen Bericht, der eine große Anzahl von Futterproben aus der ganzen Welt analysiert, um Kontaminationsniveaus verschiedener Mykotoxine in einer Vielzahl von Futtermitteln zu verstehen und zu überwachen. Der Survey wird seit 2004 durchgeführt und gilt als der längste und umfassendste Datensatz zur Mykotoxin-Prävalenz. Der Bericht gibt Einblicke in das Auftreten der sechs wichtigsten Mykotoxine in den für die Tierfutterproduktion verwendeten landwirtschaftlichen Rohstoffen, um das potenzielle Risiko für die Tierproduktion zu identifizieren. Im Jahr 2022 wurden über 27.000 Proben aus 87 Ländern auf der ganzen Welt gesammelt und analysiert. Der Bericht steht zum Download zur Verfügung und enthält Informationen unter anderem zu den Prävalenzniveaus für jedes Mykotoxin in jeder Region, zu globalen und lokalen Risikostufen für jedes Mykotoxin, Risikolevels für einzelne Spezies oder den zehnjähriger Prävalenztrend für jedes Mykotoxin. Unser Bericht liefert nicht nur detaillierte Einblicke in das Auftreten der wichtigsten Mykotoxine in landwirtschaftlichen Rohstoffen für die Tierfutterproduktion, sondern identifiziert auch potenzielle Risiken für die Tiergesundheit. In der Abb. 2 ist exemplarisch das Mykotoxin-Kontaminationsniveau in Europa im Jahr 2023 sowie die entsprechenden Risikolevels für Geflügel dargestellt.

Die Aufzuchtperiode ist entscheidend für die langfristige Gesundheit und Leistungsfähigkeit von Legehennen. Der Fokus liegt darauf, in die gute Gesundheit und Ernährung der Junghenne zu investieren, um die hohen Produktionsanforderungen als Legehenne zu erfüllen. Dies bedeutet, dass die Tiere mit gutem muskuloskeletalem Wachstum, ausgereifter Darmentwicklung und Immunität ausgestattet sind, wenn die Vögel ihr genetisches Potenzial erreichen. Ein effektives Mykotoxin-Risikomanagement während der Aufzucht rentiert sich, da der Futteraufwand relativ gering ist, aber die langfristigen Vorteile der Reduzierung des Risikos und der Auswirkungen von (sub)klinischen Herausforderungen durch Mykotoxine während der gesamten Produktion erkennbar sind.

Die Legepersistenz, also die Fähigkeit der Hennen, über einen längeren Zeitraum eine hohe Anzahl an qualitativ hochwertigen Eiern zu legen, wird im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit in der Legehennenhaltung immer wieder diskutiert. Diese ist jedoch nicht nur von genetischen Faktoren abhängig, sondern wird auch stark von Faktoren wie Ernährung und Gesundheit beeinflusst. Hierbei spielt die Lebergesundheit eine entscheidende Rolle. Eine gesunde Leber ist unerlässlich für die Aufnahme und Verarbeitung von Nährstoffen, die Produktion von Enzymen und Proteinen sowie die Entgiftung des Körpers.

Mykotoxine, die in Futtermitteln vorkommen können, stellen eine ernsthafte Gefahr für die Leber und die Gesundheit der Legehennen dar. Sie können nicht nur direkte Schäden verursachen, sondern auch die Leberfunktion beeinträchtigenund die Immunabwehr schwächen. Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass bestimmte Mykotoxine wie Deoxynivalenon (DON) und Fumonesin (FUM) die Antikörperantwort auf Krankheitserreger wie Newcastle Disease (ND) und Infectious Bronchitis Virus (IBV) reduzieren können, was die Anfälligkeit der Hennen für diese Infektionen trotz erfolgter Impfung erhöht.

Um die Legepersistenz und die Lebergesundheit von Legehennen zu fördern, sind daher ganzheitliche Ansätze erforderlich. Neben der Kontrolle der Mykotoxinexposition durch regelmäßige Überwachung der Futtermittel auf Mykotoxine und der Implementierung von Maßnahmen zur Reduzierung der Exposition, gehören dazu:

  • Der Einsatz von Mykotoxin-Deaktivatoren bereits bei niedrigen Mykotoxinkonzentrationen im Futter, um deren schädliche Wirkung zu minimieren.
  • Die Förderung der Darmgesundheit und des Immunsystems durch Verwendung von Probiotika und Synbiotika zur Unterstützung einer physiologischen Mikrobiota im Verdauungstrakt, was die Darmgesundheit und das Immunsystem stärkt.
  • Die Förderung der antioxidativen Kapazität und Schutz der Leber durch den Einsatz von wissenschaftlich geprüften phytogenen Futtermitteladditiva, die die antioxidative Kapazität erhöhen.
  • Gewährleisten einer optimalen Versorgung mit Mengen- und Spurenelementen sowie Vitaminen aus hochverdaulichen Quellen, um die Eischalen-/Eiqualität zu sichern.

Diese ganzheitlichen Ansätze sind entscheidend, um die Gesundheit und Leistung von Legehennen zu optimieren und somit eine nachhaltige Legehennenhaltung zu gewährleisten. Die kontinuierliche Forschung und Entwicklung von dsm-firmenich konzentriert sich darauf, innovative Lösungen zu entwickeln, die nicht nur die Effizienz und Leistung der Tiere verbessern, sondern auch das Wohlergehen fördern und eine nachhaltigere Praxis ermöglichen.

Abb. 2: Mykotoxin-Kontaminationsniveau in Europa im Jahr 2023 für die
Spezies Geflügel, https://www.dsm.com/anh/products-and-services/tools/
mycotoxin-contamination/biomin-mycotoxin-survey.html