Niedrige Toxinbelastungen bergen ein erhebliches Risiko

Niedrige Toxinbelastungen bergen ein erhebliches Risiko

Di (MSc) Sabine Masching - Produktmanager Mykotoxine BIOMIN
Entgegen landläufiger Meinungen stellen diverse Pilzgifte (Mykotoxine) nicht nur bei hohen Konzentrationen ein Risiko für die Geflügelproduktion dar. Auch niedrige Toxinkonzentrationen im Futter beeinträchtigen die Gesundheit und Leistung der Tiere negativ. Die Entwicklung und der Einsatz von Futterzusätzen zur Deaktivierung von Mykotoxinen sind ein erprobtes Mittel, um den mykotoxinbedingten Problemen entgegenzuwirken. Die Ergebnisse zahlreicher Feldstudien unterstreichen die entscheidende Bedeutung eines fundierten Mykotoxin-Risikomanagements auf Basis eines kontinuierlichen Mykotoxinmonitorings.

Mykotoxinbelastung

Rund 95% der Mykotoxine werden in unseren Breiten bereits auf dem Feld gebildet. Dazu zählen Fusarientoxine wie Deoxynivalenol (DON), Zearalenon (ZEN) und Fumonisine (FUM). Zusätzlich können ungünstige Voraussetzungen (Feuchte, Temperatur) ein zusätzliches Pilzwachstum bei der Lagerung des Erntegutes begünstigen, was die Bildung sogenannter „Lagertoxine” zur Folge hat (z.B. Aflatoxine, Ochratoxine). Nicht nur über das Futter, auch über die Einstreu können Mykotoxine in den Bestand geraten. Einerseits kann die Einstreu bereits vor der Ausbringung belastet sein („verschimmeltes Stroh“), andererseits kann Einstreumaterial (Sroh, Rindenmaterial, Sägespäne) auch durch Feuchteeintrag (verstopfte Tränken, Kondenswasserbildung) direkt im Tierbereich verschimmeln.

Mykotoxinmonitoring – über 15 Jahre fixer Bestandteil der BIOMIN Mykotoxinforschung

Die Ergebnisse aus der Getreideernte 2020 (Tabelle 1) zeigen, dass Weizen, Triticale und Mais sehr hoch mit DON belastet sind. Die ZEN- Kontaminationen liegen im mittleren Risikobereich, speziell bei Elterntieren und Legehennen darf diese zusätzliche Gefahrenquelle nicht unbeachtet bleiben. Eine Probe Biohafer wurde im Rahmen des Ernteprojektes ebenfalls analysiert und war mit 1963 ppb sehr hoch belastet.

Was hier unbedingt berücksichtigt werden muss ist die Tatsache, dass die Mehrzahl der untersuchten Futterproben (>90 %) mit mehr als einem Mykotoxin belastet ist. Die Kombination von mehreren Toxinen bedingt bereits im niedrigen Kontaminationsbereich ein erhöhtes Gesundheitsrisiko (Synergie- Effekte).

Auswirkungen von Mykotoxinen

Die verlängerte Nutzungsdauer von Legehennen und Elterntieren im Vergleich zu Mastgeflügel bedeutet einen immer intensiveren Stoffwechsel. Der Verdauungstrakt, vor allem Darm und Leber, werden besonders nachhaltig von Mykotoxinen geschädigt. Die Leber als Entgiftungszentrale des Körpers hat zahlreiche Stoffwechselaufgaben zu erledigen. Die Schadwirkung von Mykotoxinen auf dieses Organ während der Legeperiode kann eine Störung des Vitamin D- Stoffwechsels mit sich bringen. Dies kann sich wiederum negativ auf die Qualität der Eierschale auswirken. Der Darm erfüllt nicht nur die klassischen Aufgaben des Futteraufschlusses und der Nährstoffabsorption, auch viele Immunabwehrprozesse finden hier statt. Die Schädigung der Darmstrukturen durch Mykotoxine führt somit nicht nur zu einer weniger effizienten Nähstoffaufnahme, auch die Immunabwehr und Darmbarriere werden nachhaltig negativ beeinflusst. Die Aufnahme von DON und FUM hat beispielsweise Auswirkungen auf die Bildung von Proteinen, die Entzündungsreaktionen im Darmtrakt auslösen können. Des Weiteren führen DON und FUM zu einer höheren Ausscheidungsrate von Eimeria-Stämmen, jene Parasiten, die für die Kokzidiose verantwortlich sind. In Anbetracht der hohen Besatzdichten in der heutigen Geflügelwirtschaft, fördert die Aufnahme von Mykotoxin- kontaminiertem Futter somit eine vermehrte Parasitenübertragung innerhalb des Bestandes. Darüber hinaus beeinflussen Mykotoxine auch jene Proteine im Hühnerdarm, die am Arzneimittelmetabolismus beteiligt sind. Die Wirksamkeit einiger Medikamente („Kokzidiostatika“) kann dadurch entscheidend verändert werden.

Die Lösung im Futter

Ein geeignetes Mykotoxin-Risikomanagement kann entscheidend dazu beitragen, unter den herrschenden Produktionsbedingungen konkurrenzfähig zu bleiben. Den meisten Erfolg verspricht hier eine Kombination aus innovativen und technologisch hochwertigen Futterzusatzstoffen, deren Sicherheit und Wirksamkeit durch EU- Zulassungen garantiert sind. Aufgrund der sehr verschiedenen Strukturen der Mykotoxine ist es wichtig, unterschiedliche Strategien zur Bekämpfung zu vereinen:

Bindung: mittels Tonmineralen zur selektiven Deaktivierung von Aflatoxinen und Endotoxinen
Biotransformation: patentierte Enzyme oder Mikroorganismen wandeln die Mykotoxine unumkehrbar in ungiftige Produkte um
Bioprotektion: eine Kombination aus natürlichen, pflanzenbasierten Inhaltsstoffen unterstützt das Immunsystem, die Leber und die Darmbarriere gegen die schädlichen Einflüsse der Pilzgifte.

In einer Elterntier- Feldstudie konnten durch den Einsatz eines kombinierten Produktes Fruchtbarkeit und Schlupfrate verbessert werden (Tabelle 2, Abbildung 1).

Zusammenfassung

Die Ergebnisse der Getreideernte 2020 zeigen deutlich, dass mit teilweise sehr hohen Mykotoxin- Kontaminationen zu rechnen ist. Daher empfiehlt es sich immer, ein präventives Mykotoxin-Risikomanagement zu betreiben, um die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Tiere zu gewährleisten.

„Ein präventives Mykotoxin-Risikomanagement zu betreiben, gewährleistet die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Tiere.”