Kälbergesundheit beginnt bei den Trockenstehern
Die Haltung und Fütterung der trockenstehenden Milchkuh haben einen direkten Einfluss auf das Kalb im Mutterleib. Ling et al. 2018 hat gezeigt, dass sich viel sozialer Stress aber auch metabolischer Stress, z.B. in Form von Fettmobilisierung, in den letzten 4 Wochen vor der Abkalbung negativ auf das Geburtsgewicht von Kälbern auswirkt. Trockenstehende Kühe brauchen viel Platz, Ruhe, stabile soziale Gruppen und ein kühles Stallklima. Hitzestress bei trockenstehenden Milchkühen verringert nicht nur deren eigene Milchleistung in der Folgelaktation um 4-5 Liter pro Tag, sondern verursacht ein geringeres Geburtsgewicht des Kalbes, welches dann auch schwächere Abwehrkräfte hat und später als Milchkuh ebenso 4 Liter Milch pro Tag weniger leistet (Tao et al. 2011; Tao und Dahl 2013; Monteiro et al. 2016; Laporta et al. 2017). Eine höhere Energiedichte im Futter mit 6,5 MJ NEL / kg TS in den letzten drei Wochen vor der Abkalbung bewirkt schwerere und größere Kälber mit mehr Abwehrzellen und einem gesunden Stoffwechsel (Gao et al. 2012). Ebenso beeinflussen organisch gebundene Spurenelemente im Trockenstehermineral (BIOMIN® Dairy LIFE Dry) die metabolische Gesundheit des Kalbes im Mutterleib positiv. Die metabolische Programmierung der Kälber beginnt bereits im Mutterleib!
„Das gesunde Kalb von heute ist die leistungsfähige Kuh von morgen.“
Warum ist Biestmilch wichtig?
Eine rasche, ausreichend hohe und qualitative sowie hygienische Biestmilchversorgung ist die Lebensversicherung des neugeborenen Kalbes. Mittlerweile ist die Bedeutung der Biestmilchversorgung weithin bekannt, trotzdem lohnt es sich, das eigene Kolostrummanagement am Betrieb zu hinterfragen und zu optimieren. Das Kalb kommt ohne eigene Abwehrstoffe zur Welt, das Immunsystem bildet sich nur aus Kolostrum, da auch über die Plazenta keine Immunglobuline vom ungeborenen Kalb aufgenommen werden können. In den ersten 3 Lebensstunden muss das Kalb 4 Liter Biestmilch mit mehr als 55 g Immunglobulin G / Liter erhalten. Wenn die Hygiene bei der Kolostrumversorgung nicht eingehalten wird, blockieren Keime die Immunglobuline und diese können dann vom Kalb nicht aufgenommen werden. Daher kann pasteurisieren von Biestmilch eine Option sein, um die Kälber besser mit Immunglobulinen zu versorgen. Eine optimale Biestmilchmenge bewirkt weniger Kälberverluste, weniger Erkrankungen und eine höhere Lebensleistung.
Messen Sie die Kolostrumqualität mit einem Refraktrometer oder z.B. auch mit ColostroCheck. Nur so kann festgestellt werden, ob die Qualität ausreichend hoch ist. Immer Kolostrum von Kühen mit mind. 3 Laktationen eingefroren auf Vorrat halten. Wenn zu wenig Biestmilchmenge ermolken werden kann, hilft eine längere Trockenstehzeit von mindestens 8 Wochen und eine intensivere Anfütterung mit Kraftfutter 3 Wochen vor der Abkalbung. Der Einsatz von 70 g BIOMIN® BetaCarotin 6000 pro Kuh pro Tag erhöht die Konzentration von Immunglobulinen in der Biestmilch. Unser neuer Biestmilchaufwerter JEITLER® NURImilk Protect unterstützt das neugeborene Kalb bei mangelender Biestmilchqualität. Ab der 2. Tränke wird BIOMIN® KalbiFit zur Vollmilchaufwertung und -ansäuerung eingesetzt.
Mehr Milch und das länger
Die Empfehlungen zu Milchmengen in der Tränkephase haben sich in den letzten Jahren mehrfach geändert. Die neuesten Ergebnisse aus der Wissenschaft zeigen aber, dass Kälber 8 Wochen intensiv getränkt werden sollen. Das Resultat sind gesündere Kälber mit hohen Zunahmen (> 1.000 g / Tag), wenig Gesundheitsproblemen und als Milchkuh später + 700-1.000 kg mehr Milch in der Laktation. Bei Krankheit benötigt das Immunsystem des Kalbes eine hohe Menge an Energie, welche nur durch eine hohe Milchtränke bereitgestellt werden kann. Ebenso wird durch hohe Tränkemengen auch mehr Drüsengewebe im Euter angelegt (Geiger et al. 2016). Eine intensive Tränke bedeutet entweder die Versorgung ad libitum mit Vollmilch oder eine Tränkekurve am Automaten von 12 Liter pro Tag, mit 140 g Milchaustauscherpulver pro Liter Tränke (z.B. NURImilk Top 30% DB H). Nach 8 Wochen intensiver Tränke kann bis mind. zur 12. Lebenswoche, besser bis zur 14. Woche abgetränkt werden. Auch in der Rindermast sollte beim Einstallen von Kälbern je nach Einstallgewicht zumindest 3 Wochen mit 7 Liter pro Kalb und Tag getränkt werden. Das Abtränken erfolgt sukzessive bis zur 7. Woche nach Einstallung. BIOMIN® KalbiFit mit 10 g pro Liter Vollmilch und 5 g pro Liter Milchaustauschertränke unterstützt eine gesunde Entwicklung des heranwachsenden Kalbes.
Kälberazidose – ein unterschätztes Problem?
Neben der Milchtränke soll ab der 2. Lebenswoche festes Futter für die Kälber zum Fressen lernen angeboten werden. Hier stellt sich die Frage, was ist das optimale Futtermittel neben der Milchtränke? In keinem Fall Silage oder eine Mischration von Milch- oder Mastrindern vorlegen, da das Verdauungssystem des jungen Kalbes dafür nicht entwickelt ist und massive Verdauungsstörungen bis hin zum Durchfall auftreten können. Viel besser geeignet ist Kraftfutter in Kombination mit einem trockenen Faserträger wie Heu oder Stroh. Van Niekerk et al. 2020 hat in einem Versuch aber gezeigt, dass Kälber, welche nach 6 Wochen entwöhnt und mit Starter und Heu ad libitum gefüttert wurden, eine hochgradige Pansenübersäuerung entwickelt haben.
Der Pansen muss sich langsam an die Verdauung von festem Futter mit dementsprechenden Stärke- und Proteinmengen gewöhnen. Daher ist es sinnvoll, über eine Kälber-Trocken-TMR mit Nicht-Struktur-Kohlenhydraten und Strukturkohlenhydraten den Pansen langsam zu entwickeln. Wenn möglich zu Beginn mit mehr Heu oder Stroh, und am Ende der Tränkephase dann mit mehr Stärke- und Eiweißträgern. Ab Lebenstag 1 muss Wasser zur freien Aufnahme angeboten werden, denn eine adäquate Pansenentwicklung ist nur mit Wasser möglich.
Komponenten | Kälber TMR I | Kälber TMR II |
---|---|---|
Mais | 20% | 20% |
Gerstenstroh | 16% | 12% |
Sojaextraktionsschrot HP | 16% | 18% |
Trockenschnitzel | 10% | |
Gerste | 8% | 16% |
PalaSan liquid | 8% | 8% |
Rapsextraktionsschrot | 7% | 8% |
Weizen | 5% | 9% |
BIOMIN® Calf LIFE | 5% | 5% |
Leinextrudat | 4% | |
BIOMIN® AW Plus | 1% | |
BIOMIN® Bioflock® | 4% | |
Energie | 9,9 MJ ME | 10,4 MJ ME |
Protein | 15,20% | 16,50% |
Stärke | 21,20% | 27,30% |
Fazit
Transitkühe sind noch deutlich empfindlicher, als wir die letzten Jahrzehnte angenommen haben, daher ist für eine erfolgreiche Kälberaufzucht eine großzügige und kühle Haltung sowie eine ausgeklügelte Fütterung der Trockensteher die Grundvoraussetzung für vitale Kälber. Eine hohe Menge an hochwertigem Kolostrum in hygienisch einwandfreiem Zustand muss in den ersten Lebensstunden aufgenommen werden, das ist die beste Lebensversicherung für Kälber. Für mangelnde Biestmilchqualität und die Folgetränke können unsere Produkte JEITLER® NURImilk Protect und BIOMIN® KalbiFit helfen. Eine intensive Tränkemenge bringt viele Vorteile für Gesundheit und Leistung, jedoch muss das Management dazu passen. Als passende Fütterung neben der Milchtränke dient eine hochwertige Kälber-TMR ausgestattet mit z.B. BIOMIN® Calf LIFE, BIOMIN® AW Plus, PalaSan oder BIOMIN® Bioflock® zur Unterstützung der Pansenentwicklung des Kalbes und für hohe Tageszunahmen.