In der Vergangenheit wurden Legehennen üblicherweise für ein Jahr gehalten, bevor sie durch eine junge Herde ersetzt wurden. Die züchterisch kontinuierlich verbesserte Legepersistenz ermöglicht es, die Legeperiode zu verlängern, um so Tier- und Ressourcenschutzziele zu verfolgen und die anteiligen Junghennenkosten je Ei zu reduzieren. Die Verlängerung der Haltungsdauer erfordert jedoch ein anspruchsvolleres Management und eine anspruchsvolle Fütterung.
Ökonomische Analysen zeigen, dass in hochleistenden Herden eine verlängerte Haltungsdauer bis zu einem Alter von 80-85 Lebenswochen bei Braunlegern bzw. 90-95 Lebenswochen bei Weißlegern höhere Erträge erwirtschaften kann, als die klassische Nutzung über ein Legejahr. Eine längere Nutzung erscheint jedoch nur in stabilen Herden mit hoher Leistung, Tiergesundheit und unauffälligem Verhalten sinnvoll. Weißleger sind dabei im Vorteil gegenüber Braunlegern.
Aufzucht und Transitphase
Die Verlängerung der Haltungsdauer von Legehennen über die bisher üblichen 70-75 Lebenswochen hinaus stellt die Halter vor Herausforderungen, besonders im letzten Drittel der Legeperiode (Abb. 1). Dazu gehören nachlassende Legepersistenz und Eischalenstabilität, steigende Mortalität, erhöhtes Risiko für Gefiederschäden und Hautverletzungen. Gezielte Maßnahmen sollten bereits in der Aufzuchtphase ergriffen werden, um eine optimale Qualität junger Hennen sicherzustellen, einschließlich der Verwendung von Kükenstarterfutter und angepasster Futterphasen. Die Transitphase (Einstallung in 16.-18. LW bis 35. LW) ist kritisch, da die Tiere hormonelle und physiologische Veränderungen erleben und gleichzeitig an Körpermasse zunehmen müssen sowie die Legeleistung stark ansteigt. Ein optimales Management in dieser Phase ist entscheidend und beinhaltet die Kontrolle von Gewicht, Uniformität und Tierzustand. Aufstiegsleitern in Volieren erleichtern den Zugang zu Futter und Wasser. Es ist wichtig, diese Herausforderungen zu berücksichtigen, um die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Hennen in verlängerter Haltungsdauer zu gewährleiste.
Fütterung entscheidend für hohe Lebensleistung
Die Futteraufnahme der Tiere bis zur Erreichung der Legereife (50 % Legeleistung) sollte auf 100 g/Tier und Tag gesteigert werden, anschließend zügig auf 117-125 g/Tier und Tag (abhängig von der Herkunft und Haltungsform), um den Nährstoffbedarf zu decken. Dies wird unter anderem durch den korrekten Einsatz von Vorlegefutter (10 d, max. 1 kg/Tier) gefördert.
Das Phasenfütterungsprogramm während der Legeperiode sollte sich noch strikter als bisher an der täglichen Eimasseleistung (Legeleistung x Eigewicht) orientieren. Nachdem bei unseren heutigen, hochleistenden Hybriden die tägliche Eimasseleistung erst nach der 45.-50. LW fällt, sollte zuvor auch nicht vom nährstoffdichten P1-Futter auf das weniger gehaltvolle und kostengünstigere P2-Futter umgestellt werden. Ansonsten gefährdet man Leistungsniveau, Tiergesundheit und Verhalten der Herde nachhaltig.
Die Verfütterung von grobem Futterkalk mit verzögerter Löslichkeit stellt sicher, dass dem Tier auch nachts ausreichend Calcium für die Schalenbildung zur Verfügung steht. Es empfiehlt sich das Verhältnis von grobem zu feinem Futterkalk von 70:30 zu Beginn der Legephase im Verlauf auf 85:15 anzupassen. Ab der 35. LW ist es zudem vorteilhaft, ein zusätzliches Ca-Angebot in Form von grobem Futterkalk oder Muschelschalen bereitzustellen (1-3 g/Tier/Tag über Futterkette, separaten Trog oder breitwürfig in Einstreu). Für die Schalenstabilität weiter von hoher Bedeutung ist die Versorgung mit Vitamin D3, welche u.a. durch den zusätzlichen Einsatz „aktivierter“ Formen wie „Active D3“ verbessert werden kann. Weiter von Bedeutung sind diesbezüglich die Versorgung mit Cholinchloriden, Betain und Zink sowie die Kontrolle der Mycotoxinbelastung. Dies zielt auf eine hohe Lebergesundheit ab, welche für die Schalenqualität eine Schlüsselrolle einnimmt.
Gut befiedert bis ins hohe Alter
Eine verlängerte Legeperiode macht auch den Erhalt einer stabilen Befiederung zu einer noch größeren Herausforderung. Präventionsmaßnahmen gegen Federpicken und Kannibalismus nehmen also weiter an Bedeutung zu. Die Fütterung ist dabei nur ein Ursachenkomplex im multifaktoriellen Ursachengefüge der Verhaltensstörungen. Zentrale Fütterungseffekte auf Federpicken sind dabei:
- bedarfsgerechte Versorgung (balancierte Rationen & angepasste Futteraufnahme)
- Futterstruktur (Mehlfutter für mehr Beschäftigung, gleichmäßige Struktur ohne erhöhte Grobanteile)
- Inhaltsstoffe mit spezieller Relevanz und Wirkung auf Verhalten (z.B. Natrium, Methionin, Rohfaser)
- Beschäftigungsmaterialien mit Futtercharakter.