Hohe Sojapreise – wie effizient reagieren?

Hohe Sojapreise – wie effizient reagieren?

Ing. Christian Hieger, Produktmanager Schwein
Sojaschrot ist nach wie vor teuer und die Märkte bleiben volatil. Zurecht denken daher viele Schweinemäster darüber nach, wie man durch sehr starke Eiweiß- (Soja-) Reduktion Futterkosten einsparen kann.

Aktuelle Einsparungspotentiale

Vergleicht man eine Unimastration auf Basis eines Mineralfutters mit 8% Lysin und 12% Lysin, so zeigen aktuelle Berechnungen ein Einsparungspotential von ca. 2,20 € und bis zu 12 kg Soja pro Mastschwein. Rationen auf Basis eines Mineralfutters mit 10% Lysin werden unterdessen immer mehr zum neuen Standard für viele Betriebe. Hier bringt der Umstieg von einem „8-Lysiner“ auf einen „10-Lysiner“ etwa 1,30 € geringere Futterkosten und ca. 6 kg Sojaeinsparung pro Mastschwein (Abb. 1).

Abb. 1: Futterkosten einer Unimastrezeptur auf Basis 8% Lysin im Mineralfutter im Vergleich zu Unimastrationen auf Basis 10 und 12% Lysin (Berechnungen Stand KW 20/2024) inkl. Einsparungspotentiale pro MS

Vorteile für die Umwelt

Darüber hinaus senkt jede Absenkung des Rohproteingehalts im Mastfutter um einen Prozentpunkt die Stickstoffausscheidung um 10%. Die Vorteile hierbei sind einerseits verringerte Luftemissionen und andererseits geringere N-Gehalte in der Güllle.

Eiweißreduktion birgt Risiken

Zu beachten gilt es allerdings, dass eine zu starke Absenkung des Eiweißanteils auch ein Risiko für Leistungseinbußen darstellt. 1% weniger MFA kostet derzeit ca. 3 € pro Mastschwein. Eine scheinbar günstigere Fütterung bedeutet somit nicht automatisch einen höheren Deckungsbeitrag zu erzielen. Deshalb ist es erforderlich, vor Umstieg auf ein Mineralfutter mit 12 oder 14% Lysin den Betriebszweig ganzheitlich zu betrachten, damit der Idealbereich bei Mast- & Schlachtleistungen abgesichert wird.

Folgende einfache Checkliste soll helfen, die Betriebssituation zu bewerten: Zuerst muss die IST-Situation bei den Mast- und Schlachtleistungen mithilfe der Schlachtprotokolle der letzten drei Monate erhoben werden. Um den optimalen MFA-Bereich zu erreichen, sollte das Fleischmaß zwischen 77 mm und 86 mm betragen. Das Speckmaß soll bei max. 16 mm liegen. Zusätzlich sind die Veterinärbefunde genau zu interpretieren. Nur ein hoher Gesundheitsstatus ist die Basis für eine starke Eiweißreduktion, da z.B. Entzündungen unter anderem Eiweiß und Aminosäuren verbrauchen und somit nicht für die Leistung zur Verfügung stehen. Weiters sind die Tageszunahmen zu erheben, da hohe TGZ oftmals im Widerspruch zu hohen MFA% stehen.

Abb. 2: Verhältnis Protein-Fettansatz im Verhältnis zum Lebendmassezuwachs

Wichtig ist, die aktuellen Rationen und Futterkurven in der Ferkelaufzucht und Mast zu überprüfen. Wie hoch ist die derzeitige Intensität (Lys/MJ ME) und passt die aktuelle Futterkurve in Bezug auf die Genetik und Verschneidungsphasen? In der Ferkelaufzucht ist das Proteinansatzvermögen besonders hoch, da in diesem Alter kaum Fett angesetzt wird, sondern vor allem Protein in Form von Muskeln (Abb. 2). Deshalb ist entscheidend, dass in der Aufzucht mithilfe von Rationsgestaltung und Management das genetische Leistungspotential optimal ausgeschöpft wird.

Weiters darf die Genetik nicht vergessen werden. Nur mit der passenden Genetik ist bei starker Eiweißreduktion eine Absicherung der Leistungen möglich. Es gibt PIT-Eberlinien mit eher schnellwüchsiger Tendenz oder mit eher fleischiger Ausprägung (Eberdatenbanken). Gemeinsam mit den Besamungsstationen sollte ein individueller Eberpool erstellt werden.

Entscheidend ist, dass vor der Umstellung auf einen „Hochlysiner“ die hofeigenen Rohstoffe regelmäßig analysiert werden. Bei Nährstoffanalysen sehen wir zum Teil enorme Schwankungsbreiten bei Getreide/Mais und Sojaschrot. Im BIOMIN® Sojaprojekt 2020/2021 wurden bei HP Soja Rohproteingehalte von 44,2% bis 48,7% (!) analysiert. Werden z.B. sämtliche Rohstoffe einer Ration um 1% Rohprotein überbewertet, weil Tabellenwerte für die Berechnung angenommen werden, fehlt eben 1% Rohprotein im Futter. Bei stark eiweißreduzierter Fütterung kann das bereits zu Leistungseinbußen führen, da in derartigen Rationen ein Sicherheitspuffer für Rohstoffschwankungen fehlt.

Nach der Nährstoffanalyse kann eine Rationsoptimierung mit dem Ziel der starken Rohproteinabsenkung durchgeführt werden. Dies erfolgt einerseits unter Rücksichtnahme der zuvor erhobenen Daten der Checkliste und andererseits mit Fokus auf das „ideale Protein“ (Abb. 3). Der Rohproteingehalt wird nun so weit reduziert, solange man die dadurch fehlenden, synthetischen, essentiellen Aminosäuren (Lysin bis Isoleucin) entsprechend dem physiologischen Bedarf über das Mineralfutter ergänzen kann. Darüber hinaus benötigt das Schwein weitere auch nichtessentielle Aminosäuren, um das Proteinansatzvermögen auszuschöpfen. Dieses wichtige Kriterium wird in der Rationsgestaltung mithilfe von konkreten Kennzahlen durch Ihren JEITLER Futtermittelexperten berechnet, um das Risiko für Leistungseinbußen zu minimieren und die ökonomische Sinnhaftigkeit einer starken Eiweißreduktion zu gewährleisten.

Abb. 3: Das Leistungspotential hängt von jener Aminosäure ab, welche in geringster Menge vorliegt.

Fazit

In Zeiten hoher Eiweißpreise und moderater Getreide/Mais-Preise ist der Umstieg von „8-Lysiner“ auf Mineralfutter mit höheren Lysingehalten ökonomisch sinnvoll. „10-Lysiner“ etablieren sich zum neuen, soliden Standard und sind für jene Betriebe empfehlenswert, die mit wenig Risiko Futterkosten reduzieren wollen. Beim Einsatz von Mineralfutter ab 12% Lysin aufwärts muss der Betriebszweig vor der Umstellung genau betrachtet werden, um den wirtschaftlichen Erfolg weiterhin sicherzustellen. Im JEITLER Produktsortiment stehen Mineralfutter von 8% bis 14% Lysin in unterschiedlichen Derivaten zur Verfügung. Ihr JEITLER Futtermittelexperte unterstützt Sie gerne bei der Auswahl!