Tierernährung ist eine Bilanz… dabei stellt das SOLL den Anspruch des Nutztieres an Nährstoffen für eine bestimmte Leitung in einem bestimmten Alter dar. Diese Ansprüche werden stetig von der Wissenschaft geprüft bzw. der sich ändernden Tiergenetik und -leistung angepasst. Demgegenüber bildet das HABEN jenen Bedarf an Nährstoffen ab, um das SOLL zu decken (siehe Abbildung). Liegt eine unausgeglichene Bilanz vor, so resultiert diese in Minderleistungen bzw. demgegenüber in unnötigen Emissionen.
Die Verdaulichkeit als Verschwindensrate eines Nährstoffs
Das Tier lebt bzw. leistet auf Basis ileal verfügbarer, verdaulicher Nährstoffe. Ausschließlich diese können auch in Leistung angesetzt werden, was eine Kalkulation speziell der Aminosäuren auf Basis ihrer Verdaulichkeit unverzichtbar macht. Der Austausch von Sojaschrot mittels Rapsschrot erfordert auf Basis des Rohproteins das 1.3-fache, Brutto-Lysin das 1.5-fache und auf Basis des verdaulichen Lysins das ca. 1.8-fache.
Soja ist nicht gleich Soja, Toastung nicht gleich Toastung
Sorteneffekte, pflanzenbauliche Maßnahmen, bis hin zu Standortgegebenheiten wirken z.B. auf den Gehalt an Rohprotein, Aminosäuren, Fettgehalt bis hin zum Gehalt an Trypsininhibitor. All diese Faktoren müssen ebenfalls bei der Aufbereitung – der Toastung – berücksichtigt werden.
Man kauft brutto aber das Nutztier lebt und leistet von netto
Die richtige Toastung der Sojabohne bewahrt vor Unter- (geringer Abbau des Trypsininhibitors) und Überprozessierung (Schädigung der Aminosäuren), um die optimale Leistungsfähigkeit der Nutztiere zu gewährleisten.
Neben der Qualitätsbeurteilung von Sojaprodukten (Extraktionsschrot, Kuchen oder Vollfett) mittels nasschemischer Analysen, stellt das zukünftige Mittel der Wahl die kosten- und zeitsparende Nahinfrarotspektroskopie (NIRS) dar.
Faser ist nicht verdaulich aber mikrobiell fermentierbar
Faser ist als jener Gehalt eines Futtermittels definiert, der von körpereigenen Enzymen im Dünndarm nicht abgebaut (verdaut) werden kann. Im hinteren Verdauungstraktspeziell im Dickdarm – angesiedelte Mikroorganismen können Faser teilweise fermentieren, ähnlich dem Wiederkäuer im Pansen und damit sowohl einen wertvollen energetischen, als auch gesundheitsfördernden Beitrag leisten. Vorrangig senken die gebildeten kurzkettigen, flüchtigen Fettsäuren, z.B. Essig-, Butter- und Propionsäure den pH-Wert und entziehen dadurch schadhaften Keimen den Lebensraum. Faser kann auf dem Weg durch den Verdauungstrakt auch auf die Darmpassage (Viskosität), den Aufbau der Darmzotten an der Darminnenwand, sowie die Zellneubildung im Darm wertvollen Einfluss nehmen. Bei der richtigen Wahl der Faser kann somit ein Plus an Nährstoffverdaulichkeit, Leistungsfähigkeit, Tiergesundheit und schlussendlich Tierwohl verzeichnet werden.
Faser ist nicht gleich Faser
Nicht jede Faserquelle wirkt im Tier auf dieselbe Weise. Sie unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Faserzusammensetzung, ihrer Fermentierbarkeit, sowie ihren chemisch-physikalischen Eigenschaften, wie z.B. der Wasserbindungskapazität. Zur genauen Einschätzung muss eine detaillierte Analytik zu Grunde liegen, um den Wert der Faser zu bestimmen.
Faserzusammensetzung richtig einordnen
Je nachdem welche analytische Methode angewendet wird, sagt diese mehr oder weniger genau die Wirkung der Faser voraus. Dabei ist mit der Bestimmung der Rohfaser (XF) eine sehr grobe Annäherung möglich, die Gerüstsubstanzen (aNDFom, ADFom, ADLom) zeichnen bereits ein genaueres Bild und anhand der Gesamtfaser (TDF) kann die Faserwirkung am präzisesten abgeschätzt werden. Im Speziellen werden bei der TDF im Vergleich zur XF und auch NDF die löslichen Anteile, wie Pektine, berücksichtigt (siehe Abbildung).
Eine Frage der Physik
Faser wirkt zusätzlich über ihre chemisch-physikalischen Eigenschaften: Die Wasserhaltekapazität und das Quellvermögen einer Faser kann sehr unterschiedlich sein und damit z.B. die Kotkonsistenz verschieden
beeinflussen.